Frühjahr 1890 – eine junge Weimarer Geschäftsfrau kauft von ihrem Familienerbe eine unbedeutende Spedition. Die Gründerjahre zeichnen auch die Kulturmetropole im grünen Herzen Deutschlands, es geht aufwärts. Zehn Paar Pferde und einige Möbelwagen sind der Grundstock der noch heute bestehenden Firma. Ihre Geschichte ist eine typisch deutsche Unternehmensgeschichte, wie sie sich besonders im Osten Deutschlands zu Tausenden abgespielt hat.
Lisbeth Staupendahls Geschäft floriert, transportiert wird alles, von Weimar gehen die Umzüge bis nach Berlin und Wien. Während des ersten Weltkrieges zieht die Spedition den russischen Botschafter in Deutschland in seine Heimat zurück. Mit fünf Möbelwagen geht es auf die Reise, ein Rücktransport war unrentabel, deshalb bleiben die Wagen und drei Angestellte in Petersburg. Die erste deutsche Spedition mit einer Filiale in Russland. Im November 1917 besucht Lisbeth Staupendahl ihre Niederlassung. Dabei wird sie Zeuge der russischen Oktoberrevolution und erlebt somit auch persönlich das Ende des dortigen Geschäftes. Jahre später werden die Staupendahlschen Möbelwagen noch einmal als Brotwagen auf den Straßen Moskaus gesehen, ein Foto im Familienbesitz belegt dies.
Nach dem Krieg kommen die Lastkraftwagen der Marke “MAN” und “BÜSSING” hinzu. Der Kundenkreis der Garnisions-, Kultur- und Landeshauptstadt kam aus der gehobenen Schicht. In den zwanziger Jahren wurde die Firma zum Hofspediteur ernannt. Der Höhepunkt in der Speditionsgeschichte. Im 2. Weltkrieg traf 1943 eine Fliegerbombe den Betriebshof, und er brannte völlig nieder. Pferde und LKW konnten gerettet werden. Das Geschäft ging deshalb weiter.
1951 im Zuge der großen Enteignungswelle im Osten Deutschlands traf es auch Staupendahls Spedition. Aus ihr wurde der damalige Volkseigene Betrieb Kraftverkehr Weimar gebildet.
Werner Staupendahl, der Sohn der Firmengründerin, versuchte 1953 einen Neubeginn. Ein paar Pferde und ein Lastkraftwagen waren der Anfang für eine neue Spedition. Im Verlaufe der Jahre kamen zwei weitere LKW hinzu, und die Pferde konnten Mitte der siebziger Jahre in den wohlverdienten “Ruhestand” gehen. Bis dahin waren sie, wenn sie das Stückgut vom Güterbahnhof in die Stadt transportierten, eine der Attraktionen Weimars.
Von 1974 – 2004 führte Wilhelm Staupendahl die Firma seines Vaters weiter (Sitz: Belvederer Allee 17). Seit 2005 ist Martina Kohl-Staupendahl, die Tochter von Wilhelm Staupendahl, die Inhaberin der Firma.